KARTE VON DER POEBENE, VENEDIG UND ISTRIEN
Inventarnummer 551
Originaltitel: Le Cours du Po Depuis Turin jusques a ses Embouchures..., part droite
Erscheinungsjahr: 1702 - 1703
Erscheinungsort und Herausgeber: Paris
Format: 61 x 48, cm
Technik: tw. kolorierter Kupferstich
Die Karte stellt die Poebe (Les Bouches du Po), die Lagune von Venedig mit den Besitzungen der Serenissima, die Bucht von Triest und die gesamte istrische Halbinsel dar, wie dies auch in der Titelkartusche oben rechts erwähnt wird (Le Cours du Po Depuis Turin jusques a ses Embouchures). Segelschiffe mit ausgebreiteten Segeln in der nördlichen Adria weisen auf die Kriegsspannungen am Anfang des 18. Jahrhunderts hin, insbesondere aufgrund der Konflikte der Venezianer mit den Osmanen entlang der östlichen Adriaküste. Die Karte ist reich an Informationen zum venezianischen Hinterland, der Terra ferma. Interessant ist weiters die Grenzlinie zwischen den venezianischen und österreichischen Besitzungen (die Grafschaft Pazin) im Binnenland von Istrien, die dem Autor offensichtlich bekannt war. Zusätzlich ist das Höhenprofil des Učka und Ćićarije-Gebirgsmassivs dem Autor bekannt, sei es aus persönlichen Erkenntnissen oder qualitativ wertvollen Vorlagen auf die er sich beziehen konnte. Letztlich sind auch die Bezeichnungen aufgrund gesellschaftlicher Bedingungen viel besser dargestellt als dies noch auf ähnlichen Karten des gleichen Gebietes von Camocio, Coppo, Bertelli oder Pinargenti der Fall war. Die Karte ist fast ident, wiewohl wesentlich detaillierter, wie jene des selben Autors aus dem Jahr 1705 und mit der Inventarnummer 572. Andere Unterschiede sind, dass diese Karte keine Kompassnadel aufweist, allerdings befindet sich hier eine Beschreibung von Reisenden, die in der Poebene gereist sind.
ORTELIUS, ABRAHAM
ABRAHAM ORTELIUS (1527-1598) aus Antwerpen ist der bekannteste Vertreter der niederländischen Kartographie. Nachdem er die Gravierarbeit und die Kartographie ausgelernt hat, fing er an sich mit der Illustration zu beschäftigen. Mit der Karteherstellung hat er sich selber sehr wenig beschäftigt. Heute kann man mit Sicherhit sagen, dass Ortelius nur fünf Karten persönlich hergestellt hat. In erster Linie war Ortelius Kartensammler und Kartenherausgeber. Bis zum Jahre 1570 hat er 70 Karten gesammelt. Diese vereinte er in dem Buch „Theatrum Orbis Terrarum“, dem ersten Atlas im heutigen Sinn. Die Karten in dem Atlas waren entweder von anderen Kartographen, oder sie waren von Ortelius oder auf Grund fremder Vorlagen hergestellt. Auf jeder Karte hat Ortelius den Autor oder die Quelle, auf Grund der er die Karte zusammengestellt hat, angegeben. Neben den Karten enthält „Theatrum“ auch das „Catalogum Auctorum“ – ein Verzeichnis der Kartographen und ihrer Arbeiten (87 Namen), die Ortelius bekannt waren. Der Atlas von Ortelius weckte das Interesse genau so wie die „Geographia“ von Ptolemäus. „Theatrum Orbis Terrarum“ hat insgesamt 41 Ausgaben erlebt. Über den Ruhm, den Ortelius mit seinen Atlas erwarb, zeugt am besten die Tatsache, dass im Jahre 1575 der spanische König Philip II ihn zu seinen königlichen Kartographen ernannte. Ähnlich wie bei dem Werk von Ptolemäus wurde auch das „Theatrum“ mit der Zeit durch neue Karten („Additamenta“) ergänzt.