KARTE VON ISTRIEN
Inventarnummer 546
Originaltitel: Istria sotto il dominio Veneto
Erscheinungsjahr: 1571
Erscheinungsort und Herausgeber: Venezia
Format: 20,7 x 15,5 cm
Technik: Kupferstich
Eine einfache umrandete Titelkartusche dieser Karte von Istrien mit der Unterschrift des Autors und der Bezeichnung befindet sich im unteren linken Eckbereich. Wahrscheinlich hat Camocio als Vorlage die Karte von Istrien von Pietro Coppo aus seinem Werk Del sito de l'Istria, veröffentlicht im Jahr 1540, verwendet. Camocio hat diese Karte in seinem Werk Isole famose.., veröffentlicht und sie erschien in beiden Ausgaben, in jener aus dem Jahr 1571 und 1574. Eine einfache Kompassnadel befindet sich südlich der Halbinsel und die Nadel weist in Richtung Norden. In der Titelkartusche betont der Autor die dichte Besiedelung und den natürlichen Reichtum aufgrund der geografisch guten Lage der Halbinsel (molte Citta, Castelli, Ville, fonti, fiumi...Isole, porti), und erwähnt weiters auch große Mengen an Olivenöl, Wein, Getreide und Früchten, die hier gedeihen. Städte wurden in individualisierten Umrissen oder schemenhaft mit architektonischen Objekten mit sakralem bzw. weltlichem Charakter dargestellt. Die Bedeutung einzelner kleinerer Städte auf der Westseite der istrischen Küste wurden durch eigenen Veduten betont. Die Darstellung des Höhenprofils ist fast übertrieben und erfolgt manchmal vereinfacht in Form einer schematischen Skizzierung. Die Veränderung des Höhenprofils ist außer Acht gelassen, wie etwa am Beispiel des Gebirgszuges von Učka sichtbar. Durch die Betonung küstennaher Inhalte und die Auswahl der Orte, ist diese Karte ähnlich zu Arbeiten seiner Kollegen Donato und Ferrando Bertellija oder an die Karte von Pinargenti aus dem Jahr 1573. Obwohl Camocio die Stadt Rijeka an die östliche Küste von Istrien setzt, kann kann der Schluß gezogen werden, dass durch die Verwendung aktueller Ortsbezeichnungen, insbesondere auch im Vergleich zu seiner drei Jahre zuvor veröffentlichten großen Karte von Istrien, diese Karte den Weg in Richtung Korrektur der Bezeichnungen auf älteren Vorlagen eröffnet hat.
CAMOCIO, GIOVANNI FRANCESCO
CAMOCIO, GIOVANNI FRANCESCO (Camocius, Camotio, Cametti, Gioan, Joan Francisco) war ein venezianischer Kartograph, Herausgeber und Händler, seine aktivste Zeit war zwischen 1558 und 1575. Im Jahr 1552 erhielt er in Venedig die Lizenz als Buchhändler und Herausgeber mit der Bezeichnung Al segno della Pyramide. In seiner Kupferplattenwerkstatt wurden Karten und Veduten hergestellt, die er als Herausgeber mit apresso oder apud G.F. Camocio cum privilegio unterzeichnet hat. Die fruchtbarste Zeit in den 50er bis 70er Jahren des 16. Jahrhunderts markiert insbesondere in Italien den Höhepunkt bei der Herausgabe von Isolaren. Dabei handelt es sich um praktische und perspektifische Darstellungen einzelner Städte und Häfen, meist in kleinerem Maßstab und als Kupferstich ausgearbeitet. Diese Darstellung der Küsten sowie des Binnenlandes sind, im Gegensatz zu den früheren Portulanen, Ergebnis besonderer Landvermessungsarbeiten. Zusammen mit G. Rosaccio, G. Franco und S. Pinargenti war Camocio der namhafteste Vertreter dieser Tradition. Ihn hat insbesondere auch die östliche Adria, wo er seine Quellen und Topographen hatte, sehr interessiert und er hat somit mehrere Karten zu den kroatischen Gebieten ausgearbeitet. Seine bekanntesten Arbeiten sind Lombardia Atlantic aus dem Jahr 1560, welche er mit Forlani erstellt hat, weiters Dalmatia und Friaul, 1563, Isole Famose, 1563 und 1564, Griechenland, Italien und Neapel, alle 1566, Venedig, 1571 und Europa, 1579. Seine Kupferplatten wurden von Donato Bertelli übernommen. In dieser Zeit wurden die Platten verebt, verkauft oder übernommen und die Informationen auf diesen wurde oft zwischen den Kartographen und Herausgebern getauscht. Die bekanntesten Darstellungen unserer Gebiete sind Nova dissegno della Dalmatia et Crovatia, 1566, Istrien, 1569, und eine Vielzahl von ihm unterschriebener Karten im Isolar Isole famose, porti, fortezze e terre maritimme aus den Jahren 1571 und 1574 wobei hier nicht alle Karten seine Arbeiten sind. Auf ca. 20 Karten oder Veduten werden Gebiete des heutigen Kroatien dargestellt wobei er nur wenige selber unterschrieben hat, die er eigenständig verbessert oder mit einigen neuen Information versehen überarbeitet hat. Auf Grundlage seiner Karten von Dalmatien und Istrien kann geschlossen werden, dass ihm für bestimmte Gebiete qualitativ hochwertige Vorlagen oder Daten zur Verfügung standen, wie etwa die Karte von Istrien von Coppo aus dem Jahr 1525 während für andere Gebiete dies nicht der Fall war. Er hat auch die Arbeiten heimischer Kartographen veröffentlicht, etwa von Natale Bonifacius und Martin Rota, von denen er nachweislich kartographische Informationen für seine eigenen Arbeiten genutzt hat. Offensichtlich hat er gewissenhaft bewertet, welche Angaben er übernehmen wird und welche nicht, sodaß er auch einige öfters dargestellte Fehler korrigiert hat.