CAMOCIO, GIOVANNI FRANCESCO: VEDUTE VON ŠIBENIK
Inventarnummer 270
Originaltitel: Sebenico antiquam[ent]e. Sico detto Citta nobile nella prouincia della Dallmacia locho delli Ill[ustrissi]mi S[igno]ri Veneciani posta sul mare adriatico longhi da Venecia mill[ia] 300
Erscheinungsjahr: 1571
Erscheinungsort und Herausgeber: Venezia
Format: 16,5 x 22 cm
Technik: Kupferstich
Diese Vedute zeigt uns die Stadt Šibenik so wie sie Martin Rota Kolunić aus Šibenik, für das bedeutende Isolar des Francesco Camoca, das unter dem Namen “Isole famose porti, fortezze, e terre maritime sottoposte della serenissima Signoria di Venetia, ad altri Principi Christiani, et al signor Turco, nuoamete poste in luce” veröffentlicht im Jahre 1571, gezeichnet hat. Kolunićs Vedute von Šibenik wird für die getreuste Darstellung einer kroatischen Stadt aus der Zeit der Renaissance gehalten. Im Vordergrund sieht man die geschickte Darstellung der Festung des Hl. Nikolaus sowie zwei kleinere Bastionen, die den Eingang in den Kanal von Šibenik kontrollierten. Bei der Darstellung der Stadt dominiert die Darstellung der Festung über der Stadt (Castelo). Von ihr aus zu der Küste zogen sich die Festungsmauer der Stadt hin, die inneren und die äusseren Mauer. Das Land zwischen den Mauern ist nicht so ausgebaut, und diente wahrscheinlich zum Bebauen (das fruchtbare Hinterland war im Besitz der Türken). In der Stadt selber kann man einige charakteristische Palais Šibeniks und den Dom erkennen. Die Stadt erstreckte sich im Osten bis zu dem Kloster des Hl. Franziskus. Durch die Betonung der topographisch erhöhten Lage Šibeniks mit einem guten Überblick auf das umgebende Terrain, sowie seiner Kastelle, Mauer und Seebastionen wird der Eindruck über eine grosse Fortifikationsmacht und Unbesiegbarkeit Šibeniks erweckt, als einer der Schlüsselpunkte bei der Verteidigung gegen die Türken.
CAMOCIO, GIOVANNI FRANCESCO
CAMOCIO, GIOVANNI FRANCESCO (Camocius, Camotio, Cametti, Gioan, Joan Francisco) war ein venezianischer Kartograph, Herausgeber und Händler, seine aktivste Zeit war zwischen 1558 und 1575. Im Jahr 1552 erhielt er in Venedig die Lizenz als Buchhändler und Herausgeber mit der Bezeichnung Al segno della Pyramide. In seiner Kupferplattenwerkstatt wurden Karten und Veduten hergestellt, die er als Herausgeber mit apresso oder apud G.F. Camocio cum privilegio unterzeichnet hat. Die fruchtbarste Zeit in den 50er bis 70er Jahren des 16. Jahrhunderts markiert insbesondere in Italien den Höhepunkt bei der Herausgabe von Isolaren. Dabei handelt es sich um praktische und perspektifische Darstellungen einzelner Städte und Häfen, meist in kleinerem Maßstab und als Kupferstich ausgearbeitet. Diese Darstellung der Küsten sowie des Binnenlandes sind, im Gegensatz zu den früheren Portulanen, Ergebnis besonderer Landvermessungsarbeiten. Zusammen mit G. Rosaccio, G. Franco und S. Pinargenti war Camocio der namhafteste Vertreter dieser Tradition. Ihn hat insbesondere auch die östliche Adria, wo er seine Quellen und Topographen hatte, sehr interessiert und er hat somit mehrere Karten zu den kroatischen Gebieten ausgearbeitet. Seine bekanntesten Arbeiten sind Lombardia Atlantic aus dem Jahr 1560, welche er mit Forlani erstellt hat, weiters Dalmatia und Friaul, 1563, Isole Famose, 1563 und 1564, Griechenland, Italien und Neapel, alle 1566, Venedig, 1571 und Europa, 1579. Seine Kupferplatten wurden von Donato Bertelli übernommen. In dieser Zeit wurden die Platten verebt, verkauft oder übernommen und die Informationen auf diesen wurde oft zwischen den Kartographen und Herausgebern getauscht. Die bekanntesten Darstellungen unserer Gebiete sind Nova dissegno della Dalmatia et Crovatia, 1566, Istrien, 1569, und eine Vielzahl von ihm unterschriebener Karten im Isolar Isole famose, porti, fortezze e terre maritimme aus den Jahren 1571 und 1574 wobei hier nicht alle Karten seine Arbeiten sind. Auf ca. 20 Karten oder Veduten werden Gebiete des heutigen Kroatien dargestellt wobei er nur wenige selber unterschrieben hat, die er eigenständig verbessert oder mit einigen neuen Information versehen überarbeitet hat. Auf Grundlage seiner Karten von Dalmatien und Istrien kann geschlossen werden, dass ihm für bestimmte Gebiete qualitativ hochwertige Vorlagen oder Daten zur Verfügung standen, wie etwa die Karte von Istrien von Coppo aus dem Jahr 1525 während für andere Gebiete dies nicht der Fall war. Er hat auch die Arbeiten heimischer Kartographen veröffentlicht, etwa von Natale Bonifacius und Martin Rota, von denen er nachweislich kartographische Informationen für seine eigenen Arbeiten genutzt hat. Offensichtlich hat er gewissenhaft bewertet, welche Angaben er übernehmen wird und welche nicht, sodaß er auch einige öfters dargestellte Fehler korrigiert hat.